Info3, Ausgabe Dezember 2018
Gedruckte Ausgabe
geheftet
€ 5,80
Hautnah (12/2018)
Unser größtes Organ: Wissen, Pflegen, Heilen

Einen Abschluss nach außen bilden zu können, bedeutet in der Entwicklung des Lebens einen grundlegenden Akt von Autonomie. Im Zuge der Evolution entwickelten sich erstmals Membrane, durch welche sich Zellen zum einen als eigen-ständige Organismen definierten, zum anderen aber auch Stoffwechselvorgänge zwischen außen und innen bewerkstelligen konnten.

Die Signatur der Individualisierung, die schon mit der einfachen Zelle beginnt, zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Evolution. Wachsende Autonomie, die sich abschließt, geht dabei mit einem immer differenzierteren Weltbezug einher: je individueller ein Wesen, umso komplexer auch seine Möglichkeiten der Interaktion mit der Umwelt. Beim Menschen als dem am weitesten individualisierten Wesen spielt demnach diese abgrenzend-verbindende Doppelfunktion der Haut als Organ der Autonomie eine ganz besondere Rolle.

Nicht zufällig haben wir manche Sprachbilder, in denen wir mit Beteiligung der Haut Dinge zum Ausdruck bringen können, die in besonderer Weise eine individuelle Prägung betonen:

„Das geht mir unter die Haut“ sagen wir, wenn uns persönlich etwas besonders nahegeht. Und wir sagen „Ich war hautnah dabei“, wenn wir ganz dicht bei einem Geschehen beteiligt waren und unsere intensive persönliche Resonanz darauf betonen wollen. Wir möchten nicht „in seiner Haut stecken“, wenn sich ein Mitmensch in einer misslichen Lage befindet; wir können aber, zumindest bildlich und vorübergehend, doch auch „in die Haut eines anderen schlüpfen“, wenn wir dessen Sichtweise empathisch mitempfinden wollen.

Haut schließt also nicht nur ab, sie ist auch durchlässig, und zwar nicht nur biologisch, sondern auch seelisch, als ein Sinnes- und als ein Ausdrucksorgan, sie ist abgrenzend und gleichzeitig Verbindung stiftend zur Welt: tastend, empfindend, die Welt in ihren Qualitäten spürend.

Dieses besondere Organ betrachten wir in dieser Ausgabe aus unterschiedlichsten Blickwinkeln: grundlegende anthropologische Erkenntnisse kommen ebenso zu Wort wie Fragen der Gesundheit, Tipps für die richtige Ernährung und Pflege der Haut.